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Düfte der Kindheit

15.05.2019

Heute früh blieb ich beim Spaziergang auf dem heimischen Mühlenberg (Ahaeffekt: daher die Romanfigur Roman Mülenberk) plötzlich wie elektrisiert stehen. Die Vögel gaben wie jeden Morgen ihr Konzert und es war nichts Außergewöhnliches zu sehen. Dafür umso mehr zu riechen. Ich stand neben einem kürzlich aufgestapelten Holzpolder und der Geruch des frisch gesägten Holzes stieg mir von der Nase direkt ins Gehirn und weckte dort angenehmste Erinnerungen. Bilder wurden in mir wach, vom Forsthaus, vom Vater, vom Wald bis hin zum tiefen Gefühl des Geborgenseins.

Wir alle kennen das und haben bei bestimmten Gerüchen unsere ganz persönlichen Erinnerungen. Bei mir ist es der Geruch des frisch gemähten Grases, der sich auf seinem Weg zum Heu so vielfach verändert.

Oder der Geruch meiner Lieblingsspeisen, die niemand so gut kochen konnte wie meine Mutter. Sieht man von meiner Tante Pia ab. Was meine Lieblingsspeisen sind? Ich halte es dabei wie mein Vater, der als Kind in ein Kochbuch seiner Mutter geschrieben hatte: „Meine Lieblingsspeise ist alles, was gut schmeckt“…..

Und ganz bestimmt war es bei den meisten auch der mit den Jahren verblasste und ins Vergessen geratene Geruch der Mutter, wenn sie uns umarmte. Bei welchen Freunden ich zu Besuch war, konnte ich am typischen Geruch Ihrer Wohnungen erkennen.

Die Düfte der Kindheit funktionieren in unserem Gehirn wie angelehnte Türen, wie kraftvolle Anker einer emotionalen Vergangenheit.

Manche Menschen nutzen den Ausdruck „Geruchs-Flashback“, um sich auf diese intime Beziehung zwischen Gerüchen und Erinnerungen an die Kindheit zu beziehen. Bis zum Alter von fünf Jahren ist die Art, auf die ein Kind seine Erinnerung speichert, eng mit dem Geruchssinn verbunden. Aber sobald wir älter werden, beginnen das Sehen und Hören diesen Sinn zu überwiegen.

Kinder haben ihre ganz eigene Art, zu fühlen und die Welt zu verstehen. Diese können wir nicht ersetzen. Kinder müssen ihren eigenen Erfahrungsschatz an Zuneigung und wunderbaren Entdeckungen sammeln.

Forscher fanden heraus, dass die Nase der „physische Eingang“ zu unserer emotionalen Welt ist. Der Geruchssinn ist der mächtigste Kanal, der sich mit unserem Gehirn verbindet. Gerüche sind dazu fähig, Emotionen und bestimmte Erinnerungen zu aktivieren. Zudem ist der Geruchssinn wahrscheinlich evolutionär der älteste unserer Sinne. Wissenschaftler vermuten daher, dass der Geruchssinn enger mit der Gedächtnisschaltzentrale verknüpft ist.

Was geschieht, wenn sich Geruchsmoleküle, beispielsweise die einer Blume oder nasser Erde, in unserer Nase sammeln? Zunächst senden sie ein Signal über den Riechkolben in höhere Zentren. Es beginnt die faszinierende Reise, die das Signal auf zwei bestimmten Kanälen weiterträgt. Zunächst zum olfaktorischen Cortex, um den Geruch zu identifizieren und zu klassifizieren. Und dieses olfaktorische Signal wird zur Amygdala geleitet, einem Teil des limbischen Systems, in dem Emotionen entstehen. Nu wees de ett!

Viele positive Erinnerungen und schöne Gefühle verbinden wir mit dem Geruch des Sommerregens. Damit dieser ganz typische Geruch entstehen kann, braucht es gewisse Voraussetzungen: Es muss richtig warm sein und schon länger trocken. Kurzum: Es muss richtig sommerlich sein!

 

Das Rezept für den Geruch des Sommerregens stammt aus dem Chemiekasten der Natur, die Basis ist ein Konzentrat aus Pflanzenausdünstungen. Alle Pflanzen sondern durchgehend chemische Stoffe ab: Salze, Pheromone, Talg und andere ölhaltige Substanzen. Hat es lange nicht geregnet, so bildet sich auf den Blättern und Halmen ein ölhaltiger Film aus ätherischen Ölen. Die zweite Zutat ist eine Prise Steinstaub. Abgerundet wird der Duft von Regen mit Geosmin. Dies ist ein Alkohol, der uns ganz typisch an den Duft von Walderde erinnert. Wir Menschen können diesen Duftstoff sehr gut wahrnehmen. Unser Geruchssinn reagiert auf Geosmin hochsensibel. Wir können ein Geosmin-Molekül sogar unter 10 Milliarden Luftmolekülen „erschnuppern“. Bei Trockenheit riechen wir aber gar nichts, weil dann auch die Bodenbakterien inaktiv sind und ruhen. Regnet es aber, schmeißen die Bakterien ihren Stoffwechsel wieder an und der intensive Geruch kündigt den Regenschauer an. Fallen dann die ersten Tropfen, werden die ätherischen Öle und der Duftstoff Geosmin mit Kraft aus dem Boden gewirbelt und gelangen in unsere Nase als der wohlbekannte und intensive Geruch eines Sommerregens.

Es sind nicht nur Kindheitserinnerungen, die in Düften abgespeichert sind. Wer kennt nicht den Duft des Hingezogenseins und der nie ganz verebbten Trauer, wenn wir uns plötzlich im Supermarkt oder auf der Straße umdrehen, weil das Parfum einer großen, unerfüllten Liebe uns unvorbereitet und ungebremst ins Gehirn schießt? Auch wenn es sich um einen völlig unbekannten Menschen handelt, der an uns vorbeiging und der lediglich dasselbe Parfum benutzt, fängt das Unterbewusstsein mit dem Kopfkino an. We proudly present: Die unendliche Geschichte.

Was ist Euer Geruchs-Favorit aus der Kindheit? Der Geruch vom klebrigen Zeigefinger mit Waldmeister-Ahoj-Brause? Bettwäsche, die in der Sonne hing und sich dann frisch geduscht damit von den Eltern zudecken lassen? Der Geruch unseres Grundschulflures? Oder eher der von Freibad und Pommes? Vielleicht der Geruch von Öl und Benzin?

Wie dem auch sei: Wenn ein Geruch eine Kindheitserinnerung weckt, nehmt Euch etwas Zeit und genießt diesen Augenblick! Euer Gehirn erinnert Euch gerade daran, wo Ihr herkommt.

 

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